Dresden February 12th 18.30 Monica Petzal
Your Royal Highness, Liebe gaste, Dear Guests
Thank you for being here this evening
My parents were asylum seekers. Their narrative is as contemporary now as it was then. My mother and her family fled a tyrannical regime in a relatively well planned and orderly way; their ability to leave due to foresight and financial means. My father escaped just before war broke out on forged papers. He handed himself over to the authorities to ask for political asylum and volunteered for military service. He was accepted. The rest of his family including his mother, his brother and his wife, and their three year old son, and infant twins, my cousins, were murdered.
All my family had considered themselves ‘more German than the Germans’. They were devastated at being forced to leave their homeland. Britain did not welcome them with open arms, but it did take them in. Refugees received a mixture of benevolence and resentment, with offers of help accompanied by encouragements to become invisible. They did however flourish as a community and the immense contribution ‘Hitler’s émigrés’ made to British life and culture is widely recognised.
Today Dresden stands yet again at a difficult point in history. There is disillusion and xenophobia visible on the streets, particularly over the issue of asylum seekers. Thankfully there is a significant politically-led counter movement.
This exhibition is about us all. It asks us to consider how we construct our own histories, and how we understand who we are and what we stand for. I stand hand in hand with the majority of Dresdener’s in their commitment to an open, multi-cultural society, characterised by non-violence, peace and tolerance.
Dresden Speech by Mayor Helma Orosz 12th February 2015
Königliche Hoheit, (Herzog von Kent);Exzellenz, (Britischer Botschafter);Lord Bischof Dr. Cocksworth, sehr geehrte Gäste vom Dresden Trust,liebe Bürgermeister und Gäste aus unseren Partnerstädten und Gostyn,lieb Gäste des Kolloquiums „Friede den Städten“sehr geehrte Frau Petzal,sehr geehrter Herr Pfarrer Milkau,
liebe Dresdnerinnen und Dresdner,die Medaille des Dresden Trust zu erhalten, ist für mich eine große Ehre. Ich freue mich und bin tief bewegt.
Sehr dankbar nehme ich diese Würdigung nicht zuletzt stellvertretend für zahlreiche Partner in Dr
esden wie die Frauenkirche entgegen, mit denen der Dresden Trust seit vielen Jahre sehr eng zusammenarbeitet. Dresden dankt, Ihnen, Königliche Hoheit, und allen Freunden vom Dresden Trust für ihr großartiges Engagement für unsere Stadt, insbesondere für den Wiederaufbau der Frauenkirche, und vor allem für Versöhnung und Austausch zwischen den Menschen in Großbritannien und Deutschland.
Letzteres liegt mir persönlich besonders am Herzen – gerade am Vorabend des 70. Jahrestages der Zerstörung Dresdens.
Herr Dr. Russell, Sie gründeten den Dresden Trust als Mitinitiator vor über zwanzig Jahren, um Spenden für den Wiederaufbau der Frauenkirche zu sammeln. Damit ging ein Signal durch Großbritannien. Überhaupt sind unzählige Menschen aus allen Teilen der Erde dem Ruf aus Dresden gefolgt. Nur so war es möglich, dass Dresden sein Herzstück – die Frauenkirche – wiederaufbauen konnte.
Sie ist durch die weltweite Unterstützung zu einem Symbol für Frieden und Versöhnung geworden. Und diesem Symbol fühlen wir uns verpflichtet, von Dresden muss auch jetzt und in Zukunft ein Signal der Weltoffenheit, Toleranz und Solidarität ausgehen.
Dazu mahnt nicht zuletzt das Turmkreuz, das die Frauenkirche krönt und weit in Dresden sichtbar ist. Ja, es ist die bedeutendste Spende des Dresden Trust und eine große Geste der Versöhnung und Freundschaft.
Insgesamt haben Menschen in Großbritannien, darunter auch das Königshaus, über eine Million Pfund Sterling für die Frauenkirche gespendet. Dafür danken wir sehr herzlich!
Meine Damen und Herren, nach der Vollendung der Frauenkirche hat der Dresden Trust nicht aufgehört, sich für Dresden und die deutsch-britische Versöhnung einzusetzen. Auch das Sandsteinpostament hier in der Kreuzkirche finanzierte der Dresden Trust mit. Es erinnert an die Pfarrer und Kruzianer, die in der Bombennacht am 13. Februar 1945 umgekommen sind.
Auch ein Geschenk des Dresden Trust: der Rosengarten am Rathenau-Platz. Nicht nur die Dresdnerinnen und Dresdner erfreuen sich im Sommer an der Blütenpracht.
Und heute Abend haben wir wieder eine Spende erhalten – diesmal für das Gewandhausareal.Meine Damen und Herren, der Dresden Trust fördert seit Jahren Jugendbegegnungen und Kulturprojekte.
Dazu gehört auch die Ausstellung „The Dresden Project“ der Londoner Künstlerin Monica Petzal, die Sie gleich besuchen können.
An dieser Stelle gilt mein Dank der Kreuzkirche, Ihnen Herr Pfarrer Milkau und Frau Hofmann, für die Möglichkeit, die Ausstellung hier zu zeigen. Ich danke Ihnen für Ihre große Unterstützung bei der Umsetzung des Projektes.
Liebe Monica Petzal, Sie sind selbst Mitglied des Dresden Trust und haben eine ganz besondere Beziehung zu unserer Stadt. Ihre Großeltern und Ihre Mutter kamen 1924 nach Dresden, um dem wachsenden Antisemitismus in Ostpreußen zu entkommen.
Ihre Familie war Mitglied der Dresdner Jüdischen Gemeinde und sie wollte sich hier ein neues Leben aufbauen. Doch auch in Dresden konnten sie sich nicht lange sicher fühlen.
In den Tagebüchern von Victor Klemperer werden Ihre Großeltern und Ihre Mutter mehrfach erwähnt.
So schreibt Klemperer über Ihren Großvater in sein Tagebuch am 28. Juni 1936: „Am Donnerstag Abend hat sich Isakowitz endgültig von uns verabschiedet, sehr abgehetzt und aufgeregt – ein neues Tischtuch musste daran glauben, er goss mit großer Armbewegung eine volle Tasse Kaffee darüber – aber doch in gehobener Stimmung. Weil er mit 45 Jahren noch einmal einen Anfang setzt, weil er aus Knechtschaft und Rechtlosigkeit in menschliche und zivilisierte Verhältnisse übersiedelt. Dabei wurde ihm der Abschied von Deutschland doch sichtlich schwer.“
1936 gelingt Familie Isakowitz, also Ihren Großeltern und Ihrer Mutter, Frau Petzal, die Ausreise nach Großbritannien. Sie entkommen so den nationalsozialistischen Anfeindungen und den antisemitischen Gesetzen in Dresden und ganz Deutschland.
Keine Ausstellung könnte besser zum Auftakt des Besuchsprogramms unserer internationalen Delegationen zu den Gedenkfeierlichkeiten des 70. Jahrestages der Zerstörung Dresdens passen als diese. Zeigt doch Ihre Familiengeschichte ganz deutlich, was vor dem Luftangriff auf unsere Stadt hier vor sich ging.
Menschen wurden gedemütigt, erhielten Berufsverbot, mussten fliehen. Vielen gelang das nicht. Sie wurden deportiert und umgebracht. Bei Kriegsende lebten in Dresden nur noch 45 Juden. Der Jahrestag der Zerstörung Dresdens darf nie ohne Erinnerung an diesen Kontext begangen werden und ich verwehre mich im Namen dieser Stadt eindeutig gegen den Missbrauch dieses Tages durch Rechtsextreme.
Liebe Frau Petzal, haben Sie vielen Dank dafür, dass Sie Ihre Familiengeschichte mit uns, mit Dresden teilen. Es ist auch ein Teil unserer Geschichte, ein trauriger und dunkler Teil. Er muss uns gerade in der jetzigen Zeit in Dresden daran erinnern, dass nie wieder Menschen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft ausgegrenzt werden dürfen. Dass die Menschenwürde unantastbar ist. Ich schließe mich dem Bundespräsidenten Joachim Gauck an, der seine Rede zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag mit folgendem Satz schloss:
„Die Gemeinschaft, in der wir alle leben wollen, wird nur dort gedeihen, wo die Würde des Einzelnen geachtet wird und wo Solidarität gelebt wird.“
Speech by Holger Milkau Pfarrer of the Kreuzkirche
Königliche Hoheit, verehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, verehrte Damen und Herren,herzlich heiße ich Sie willkommen zur Midissage der Ausstellung von Monica Petzal Indelible Marks – Unauslöschliche Spuren
Spuren zu hinterlassen ist vielleicht ein Wunsch, den alle Menschen hegen.
Wer Spuren entdecken kann, ist ein Spuren-Leser. In grauer Vorzeit war die Fähigkeit des Spurenlesens lebensrettend. Sie half zur Orientierung. Wer Zeichen und Tierfährten zu entziffern vermochte, konnte sichere Weidegründe finden oder Rückzugsorte oder Fluchtwege.
Das Spurenlesen in der Vorzeit bezog sich auf natürliche Ereignisse und Begebenheiten. Gut, wenn die Spuren leicht lesbar, schwieriger, wenn sie verdeckt oder gar verschüttet waren. In der Natur können sich Spuren lange bewahren und wieder entziffert werden.
Eine besondere Herausforderung hingegen begegnet dem Spurenleser in solchen Spuren, die durch unnatürliche Ereignisse hervorgerufen werden – vielleicht sogar durch sie verschüttet. Der Krieg ist ein unnatürliches Ereignis; trotz seiner traurigen Häufigkeit auf dieser Erde. Von Menschen angerichtete Zerstörung von Menschen bewirkte Vertreibung, von Menschen verdrängte Erinnerung, von ihnen hervor gerufene Feindschaft: alles das sind unnatürliche Spuren des Krieges.
Monica Petzal hat sich als Spurenleserin betätig. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Spuren des unnatürlichen Krieges und seiner Zerstörungswut aufzudecken und diese Spuren aus ihrer Sicht zu deuten.
Für die Kreuzkirche ist es eine angenehme Pflicht und eine Ehre, den Raum für eine solche Spurensicherung zur Verfügung zu stellen. Damit lassen wir Erfahrungen und Wissen sprechen, das andernfalls verstummen oder verloren gehen würde.
Monica Petzal schult als künstlerische Spurenleserin den Blick für Rückzugsorte in Zeiten der Verunsicherung und Verfolgung: die subjektiven Erinnerung ist ein solcher Ort. Im behutsamen aber auch schonungslosen Aufdecken der Lebensbedingungen, im Hinweis auf die verbindenden Elemente des menschlichen Schicksals und in der Weitergabe dessen besteht ihre Leistung.
Gelebt, gelitten und gehofft wird überall, wo Menschen sind. Nicht immer sind Menschen bereit, die Betroffenheit, die sie alle angeht, sehen zu wollen und sie zu beschreiben. Gerade diese Bereitschaft aber will Monica Petzal neu wecken, damit wir daraus lernen und künftigen Generationen ähnliche Fehler und ähnliches Leid erspart bleibt. Aus der Fähigkeit die alten Spuren zu lesen entwickeln sich neue Weg zum Frieden und zur Versöhnung.
Es ist Monica Petzals Verdienst, darauf aufmerksam gemacht zu haben. Wir sind stolz und dankbar, dass ihre Ausstellung zu Gast haben und so einen bescheidenen Beitrag leisten, damit Erinnerung nicht verloren geht und die Fähigkeit zum Lesen geschichtlicher Spuren zu einer verantwortungsbewussten Vorbereitung der Zukunft wird; zum Nutzen der nachfolgenden Generationen.
Willkommen in unserer Kirche, ich wünsche Ihnen eine anregende und interessante Spurensuche.