The text panels for Dresden have been rewritten to take into consideration the audience in Dresden. They are in both German and English.
Introduction
The Dresden Project is about my maternal family, who were German Jews. It explores a family archive, historical documentation, and personal experience through the medium of print. The prints were conceived in London, and made at the Grafikwerkstatt Dresden. They are mostly photolithograph printed over monoprint in a variable edition of 10, so that each print is slightly different to another. The sources are my own and family photographs, and historical documents and images, which are credited where possible.
There is tragedy at the heart of my relationship to Dresden. The city that provided my mother and her parents with stability, prosperity and a remarkable cultural life from the early 1920‘s, then repressed and excluded them, forced their departure in mid-1936 and was destroyed by the country which offered them safe haven and a life free from persecution.
Even in 2015, it is complex to be British and a Jew in Dresden, let alone one with a family connection. It is a city permeated by a culture of remembrance, and its idealisation as an icon for the destructive power of war has fixed it in the collective and cultural memory as ‘a city full of ghosts’.
My mother, Hannalore Isakowitz, was born in 1915 in Tilsit. Her parents Erich Max Isakowitz, a dental surgeon, and Sofie Berlowitz, left Tilsit for Dresden in the early 1920’s to escape growing anti-Semitism. They became active members of the cultured and creative Jewish bourgeoisie, including amongst their friends the painter Conrad Felixmuller, the academic Victor Klemperer and the Arnhold family. They lived at Werderstrasse 44 by the Lukas Kirche, and Lore attended the Deutsche Oberschule in Plauen, taking her Abitur in spring 1933. After 1933, family life became increasingly constrained; Lore, a student of Klemperer, was not allowed to attend university, and Erich was not allowed to treat Aryans.
Sofie travelled to London in 1935 and petitioned successfully for Erich to be allowed to live and work in England, accompanied by his family. Erich and Sofie settled in North West London in the summer of 1936, and were never to see Germany again. Lore settled in London, married, and had three children, my two older brothers and me. Our family visited Dresden in 1985. For Lore, it was a traumatic visit in every way; highly anxious and distressed, she never recovered her equilibrium, and died after a breakdown the following year.
It is ironic that both my grandfather’s fought for Germany in WW1, one winning the Iron Cross. My father Harry Petzal was the sole survivor of his family to escape the Shoah. Born in Berlin in 1908, he was a professional metallurgist. After his escape to England on smuggled papers in August 1939, he served in the British Army Pioneer Corps, and from 1943 he was a specialist at Lucas which made aircraft components. His expertise may have contributed in some small measure to the allied bombing.
This work begins to repair my relationship with my complex heritage, with Dresden and with Germany. As a citizen of both Great Britain and of Germany, as a Jew, and as a Trustee of the Dresden Trust since 2014, I want this exhibition to emphasise the significance of individual stories, and the importance of reconciliation between countries and faiths. I am mindful of the risks of ongoing xenophobia towards other cultures, faiths and ideas, and the struggle over this on the streets of Dresden when the bombing is commemorated. I hope my personal, visual narrative contributes to a thoughtful ongoing dialogue.
Einführung
Das Dresden Projekt handelt von meiner Familie mütterlicherseits, deutsche Juden. Es beschreibt ein Familienarchiv, eine geschichtliche Dokumentation und persönliche Erfahrungen mit dem Medium Grafik. Die Ideen zu den einzelnen Bildern wurden in London geboren und in der Grafikwerkstatt Dresden realisiert. Es sind zumeist Fotolithografien, die jeweils über einer Monotypie in einer variablen Auflage von 10 Exemplaren gedruckt wurden, wodurch jeder Druck kleine Unterschiede aufweist. Die Quellen sind eigene Aufnahmen und Familienfotos sowie historische Dokumente und Bilder, deren Urheberschaft nach Möglichkeit genannt wird.
Es liegt eine Tragödie im Kern meiner Beziehung zu Dresden. Die Stadt, die meiner Mutter und ihren Eltern in den frühen 1920er Jahren Stabilität, Wohlstand und ein erstaunliches kulturelles Leben bot, hat sie dann unterdrückt und ausgeschlossen, erzwang ihren Weggang Mitte des Jahres 1936 und wurde später von dem Land zerstört, das ihnen Zuflucht gewährt und ein Leben frei von Verfolgung ermöglicht hatte.
Auch im Jahre 2015 ist es nicht leicht, als Britin und Jüdin nach Dresden zu kommen, erst recht nicht mit diesem familiären Bezug. Eine besondere Erinnerungskultur durchdringt die Stadt und die Idealisierung als Ikone für die Zerstörungskraft des Krieges hat sie im kollektiven und kulturellen Gedächtnis als »eine Stadt voller Geist« fixiert.
Meine Mutter, Hannalore Isakowitz, wurde 1915 in Tilsit geboren. Ihre Eltern – Erich Max Isakowitz, Zahnarzt, und Sofie Berlowitz – zogen in den frühen 1920er Jahre von Tilsit nach Dresden, um dem wachsenden Antisemitismus zu entkommen. Sie wurden aktive Mitglieder der kultivierten und kreativen jüdischen Bürgergesellschaft und zählten beispielsweise den Maler Conrad Felixmüller, den Akademiker Victor Klemperer sowie die Familie Arnhold zu ihrem Freundeskreis. Sie wohnten in der Werderstraße 44, neben der Lukaskirche, und Lore besuchte die Deutsche Oberschule in Plauen, wo sie im Frühling 1933 ihr Abitur machte. Nach 1933 wurde das Familienleben zunehmend eingeschränkt; Lore, eine Studentin von Klemperer, durfte nicht die Universität besuchen, und Erich durfte keine Arier mehr behandeln.
Sofie reiste 1935 nach London und ersuchte erfolgreich um eine Arbeitserlaubnis für Erich, damit er in England praktizieren und die ganze Familie dort leben durfte. Erich und Sofie kamen im Sommer 1936 im Nordwesten von London an; sie haben Deutschland nie wieder gesehen. London wurde Lores Zuhause, sie heiratete und bekam drei Kinder, meine beiden älteren Brüder und mich. 1985 besuchte die Familie Dresden. Für Lore war es in jeder Hinsicht ein traumatischer Besuch; höchst ängstlich und gestört kam sie nie wieder zur Ruhe und starb nach einem Zusammenbruch im folgenden Jahr.
Es ist Ironie, dass meine Großväter beide im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpften, wofür der eine das Eiserne Kreuz erhielt. Mein Vater Harry Petzal, geboren 1908 in Berlin, hat als einziger aus seiner Familie die Shoah überlebt. Er war Ingenieur für Metalltechnik. Im August 1939 floh er mit geschmuggelten Papieren nach England, wo er im Pionierkorps der britischen Armee diente und ab 1943 als Spezialist bei Flugzeugteilehersteller Lucas arbeitete. Mag sein, dass sein Fachwissen in gewissem Maße zur Bombardierung durch die Alliierten beitrug.
Mit dieser Arbeit habe ich angefangen, die Beziehung zu meinem komplexen Erbe, zu Dresden und zu Deutschland wiederherzustellen. Es ist mein Wunsch als Staatsbürgerin sowohl von Großbritannien als auch von Deutschland, als Jüdin und als Trustee des Dresden Trust seit 2014, dass diese Ausstellung die Bedeutung von persönlichen Biographien und der Versöhnung zwischen Ländern und Religionen unterstreicht. Ich denke dabei auch an die Risiken der fortwährenden Fremdenfeindlichkeit gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Ideen sowie die Auseinandersetzungen zum Thema auf den Straßen Dresdens beim Gedenken an die Bombardierung. Ich hoffe, dass meine persönliche, visuelle Erzählung zu einem nachdenklichen und nachhaltigen Dialog beizutragen vermag.